Die Fahrt von Hanoi ins Hochland nach Sapa, wo wir mit den Dozenten der Medienakademie die Woche verbringen, war gestern ein Glücksspiel, ein joy ride, wahnsinnige Landpartie, Autoscooter im Reisrevier. Dafür hat der Fahrer gesorgt, der den Toyota-Bus immer so nahe an ein anderes Auto fuhr, bis sich fast die Stoßstangen berührten. Dann ist er rechts und links, links und rechts ausgebrochen um zu sehen, wo er vorbeikommen, weiter rasen kann, über doppelte Linien, auf die Gegenfahrbahn, rechts überholen, überholen in der Kurve und bergauf, vor Hügeln. Scharf vorbei an entgegenkommenden Bussen, Lkw, Morrädern. Ihm war es egal, nur der Sieg über andere Gefährte zählte; nicht die Zeit, denn er war kein eiliger Mann. Etwas anderes trieb ihn, schlichte Technik vermutlich.
Vierter Gang am Berg, Anfahren im dritten, langsames Zuckeln, schnelles Vorschießen, er nutze auch alles aus, um den Motor kaputt zu kriegen. Den Bus mochte er nicht, das war klar. Als unsere Übersetzerin bat, vor den Kuhlen, die die neue Autobahn ständig hat, doch langsamer zu tun, weil wir öfter fast abgehoben wären, verstand er sofort. Und machte vor jeder Senke eine Vollbremsung. Wir flogen nicht mehr sondern fielen jetzt nach vorne, Gurte gab es eh keine.
Und das Hupen, vier- oder fünfmal, immer, wenn wir einen Bus oder Lkw überholt haben. Zweimal kamen uns frontal Jeeps entgegen, ein paar Meter waren es noch. Doch unser Fahrer schaffte es irgendwie. Die Serpentinen rangen ihn dann aber nieder, Überholen war hier unmöglich. Ein paar Motorräder fuhr er noch an den Rand, Radfahrer mussten flüchten, doch zu oft warf er den Toyota vom Mittelstreifen, vom reflexhaft angesetzten Überholversuch, wieder zurück in die Spur, weil selbst für ihn keine Lücke offen war. Und es dunkel wurde. Irgendwann waren er und wir ruhig und alle angekommen.