Wir sind an die Ostsee gefahren, auf den Darß, um sie vom Ausguck aus großer Nähe zu sehen. Das ist uns zweimal nicht gelungen, sie waren immer hunderte Meter weg, standen in der flachen Boddenbuch im Nebel, erhoben sich von dort in die aufkeimenden Wintersonnenstrahlen des frühen Morgens oder kamen im Fahlrot des Abends über die Felder hereingeschwebt, um in der Bucht wieder zu übernachten. Sicher, es waren Hunderte in der Luft und Tausende im flachen Wasser. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich später, heute, die schönsten Blicke auf Kraniche direkt über Darmstadt haben würde. Das war heute Morgen gegen 10.30. Da sind 80 Kraniche in drei großen V-Formationen über das Martinsviertel gezogen; sie sangen dabei laut ihre trompetenden, blechernen Melodien des weitens Reisens. Es war ein besonderer Moment, so wie Tage mit großen Vögeln in klarer Luft immer etwas zu bedeuten haben. Hier, an diesem eher ungewöhnlichen Vogelort und so normalen Durchgangsort, vermute ich nochmal mehr. Dann ist mir noch aufgefallen, das im Teeladen auf dem Riegerplatz ein spanischer Wein steht, der Kraniche im Titel führt. Sie waren dann auch auf der Erde, was eine gute Abrundung hergab.