Wir haben das Rebhuhn verloren, es war früher immer hier, wenn wir draußen waren, jetzt gibt es sie nicht mehr in den Feldern, wenn ich dorthin gehe. Auch die Schmetterlinge sind kaum mehr da, und nur die gleichen. Ich dachte immer, ich könnte sie einmal meinen Kindern zeigen; jetzt sind drei da, aber wenige Schmetterlinge nur.
Viel mehr Bienen waren früher auch am Efeu, der bei meinen Eltern die Wand hoch kriecht. Und es gab mehr Vögel im Winter am Vogelhäuschen, zwölf Arten waren schnell da, heute kommen drei oder vier. Überall ist der Schwund und das Sterben sichtbar – auch im Wald, dessen Riesen fallen, weil ihnen das Wasser fehlte und dann die Pilze kamen, um sie zu schwächen. Jetzt liegen die riesigen Buchen, die eigentlich nie fielen, wie Tote nach einer Schlacht im Wald; drei auf einmal sind gefallen und liegen nun dicht nebeneinander im Laub nahe des Waldparkplatzes an der Bundesstraße.
Und mein alter Wald, der Lohwald, in und an dem ich aufgewachsen bin, ist gesperrt worden, für Jahre, Eintritt verboten bei Tausend Euro Strafe, weil Äste brechen und Bäume fallen können. 90 Prozent der Buchen sind tot, durch Hitze, Pilze und die Konsequenzen der Klimafolgen, die den Wäldern zusetzen. Jetzt diesem, meinem. Er wird sterben, tut es schon.
Die Quellen in den Wäldern um Darmstadt sind in den vergangenen Sommern oft versiegt, die Darmbachquelle, die bekannteste, das erste Mal seit 80 Jahren – der Förster erzählte es mir, als ich einen Bock holte, den er für mich schoss. Ich sagte es dem Angelverein, dann schrieben wir eine Pressemitteilung, in der es auch um den Darmstädter Stadtsee geht, den Woog, dem in der Hitze auch das Wasser fehlt, der beginnt zu stinken und gefährliche Algen zu bekommen. Dann geht es darum, wie man künftig die Sportplätze wässern soll. Und wie die Altenheime kälter werden.
Ich habe auch mit einem Bauern in Dieburg gesprochen, der seine Brunnen nun dreißig Meter tiefer graben muss als noch vor zehn Jahren – weil das Wasser fehlt in der Hitze und Dürre, im Klimawandel. Und wir hatten im Sommer ein Mädchen aus dem Ortsteil Frankenhausen am Tisch sitzen, die davon erzählte, wie sie Wasser sparen und das Duschen auf Geheiß der Gemeinde einschränken muss, weil das Wasser fehlte dort, und Lastwagen den Ort mit Wasser in der Heißzeit beliefern mussten.
Ich habe auch vor meinem Haus in Trautheim mit einem Holzfäller gesprochen, der um eine alte große Buche trauerte, die er fällen musste, weil ihr das Wasser fehlte, sie Pilze bekam und drohte zu fallen in der Hitze und Dürre; der Mann weinte fast. In 30 Jahren Arbeiten im Forst habe er so ein Sterben der Bäume noch nicht erlebt.
Sagt mir, was muss noch passieren, damit wir begreifen und spüren, was passiert?